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Um Audioguides oder Audiotexte für eine App zu schreiben, braucht es besondere Strategien, denn Audioguides sind für die Ohren gemacht. Gelesen wirken sie eher schlicht. Sie setzten auf eine knappe Sprache, auf Wiederholungen und thematischen Sprünge, d.h. auf Mittel, die in einem wissenschaftlichen oder journalistischen Text nichts zu suchen haben.

Ein Audiotext bietet während eines Rundgangs die schrittweise Präsentation von Fakten. Wichtige Informationen werden hier und da wiederholt, denn niemand kann vorhersagen, in welcher Reihenfolge die Tracks gehört werden, oder welches Vorwissen Besucher/innen mitbringen. Für die Dramaturgie eines Audioguides oder einer App bedeutet das:

Besser mehr Tracks als weniger Informationen sind aus kurzen Texten leichter herauszuhören als aus einem umfassenden Vortrag. Deshalb empfehlen wir für einen einstündigen Guide eher 30-40 als 20 Stationen.

Kurz – kurz – länger Gleich kurze Texte am Stück klingen allerdings auch monoton und ermüden. Deshalb sollte man darauf achten, die Länge zu variieren.

Highlight-Exponate Selbst Hauptwerke oder sensationelle Funde sind in kurzen Texten besser aufgehoben. Um ihre Besonderheit hervorzuheben, können zwei oder mehr Vertiefungstexte angeboten werden. Wer Lust auf mehr hat, klickt sich durch, alle anderen gehen weiter.

Der rote Faden ist nicht nur für die einzelnen Tracks wichtig, sondern für den gesamten Rundgang. Ein Audioguide ist kein Katalog. Er ist vielmehr Ideengeber, Erinnerungsstütze, Kompendium, d.h. ein Vademecum im klassischen Sinn.

Verschiedene Aspekte Sobald der rote Faden durch die Ausstellung gelegt ist, geht es darum, unterschiedliche Perspektiven zu finden, aus denen die Kern-Themen immer wieder neu gezeigt und erklärt werden können. Denn:

Redundanz ist – bei aller Informationsdichte – das Kerngeschäft des Audioguides. 

Klare Sprache Präzision ist keine Frage von „Fachlatein“. 

Die eigene Begeisterung zeigen der Guide soll schließlich nicht zum langweiligen Abhaken von Wissen verkommen: Mut zur Subjektivität! Vermitteln Sie Ihre eigenen Überraschungen oder neu gewonnene Einsichten. Das Besondere einer Schau zu schildern, trägt wesentlich zu einem spannenden Audioguide bei. 

Kein Wissen voraussetzen Besucher/innen kommen mittlerweile aus allen Teilen der Welt und auch allen gesellschaftlichen Schichten ins Museum oder in andere öffentliche Einrichtungen, d.h. das Publikum ist heute vielfältig wie vermutlich nie zuvor. Kein Wissen vorauszusetzten bedeutet nicht, die Gäste für dumm zu halten, sondern trägt der Vielfalt des Publikums Rechnung. 

Sounds gezielt verwenden der sparsame Einsatz von Sounds hebt den Inhalt, er macht ihn sinnlich erlebbar und damit besser verständlich. Entscheidend ist eine gute Auswahl und eine ebenso gute Platzierung im Gesamttext. 

Ein Audioguide steht nicht für sich, sondern ist stets die „Untertitelung“ visueller Erlebnisse. Das zu berücksichtigen, zahlt sich spätestens im Studio aus, denn klar geschriebene und gut proportionierte Texte lassen sich besser sprechen. Nur so werden sie zu dem, was sie am Ende sein sollen: ein akustisches Erlebnis für die Besucher/innen.

Die Autorin

audiotext-autorin-stephanie-jaeckel Stephanie Jaeckel, Kunsthistorikerin M.A., lebt in Berlin und schreibt seit 20 Jahren Audioführungen für Erwachsene und Kinder.