junge Frau nutzt eine Museumsapp

“Macht eine Museumsapp für unser Ausstellungsangebot Sinn?” –  Diese Frage haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Museen und Kultureinrichtungen gestellt. Auch bei Touristinformationen und Kulturvereinen ist das Thema immer wieder präsent. Kein Wunder – schließlich befinden wir uns im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung. Vor einer Erstellung folgen dann oft weitere Fragen: Wie finanziert man eine Museumsapp? Wird sie von den Besuchern angenommen? Und welchen Mehrwert bietet eine solche App-Führung in digitaler Form eigentlich?

Die eigene Museumsapp – ein Muss oder Überfluss?

In der Tat wurden in den letzten fünf Jahren zahllose Apps für Museen erstellt. Wer auf dem Laufenden bleiben wollte, der konnte sich Monat für Monat auf museumsapps.de die neuesten Veröffentlichungen ansehen. Bis heute wächst die Liste fortlaufend. Es dauerte nicht lange bis erste Zweifel am Nutzen der Apps aufkamen. In Blogs wie Musermeku wurden sie heftig kritisiert und ihre Sinnhaftigkeit hinterfragt. Dabei ging man von der Annahme aus, dass die Erstellungskosten so gut wie nie über kostenpflichtige Downloads zurück erwirtschaftet werden könnten.

Doch ist es derart einfach, Apps als überflüssigen, digitalen Luxus im kulturellen Bereich abzutun? Im Folgenden möchten wir die “5 Wahrheiten über Museumsapps” aus der Praxis vorstellen, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

#1 Eine Museumsapp muss sich nicht zwangsläufig refinanzieren

Seit jeher stellen Museen begleitende Medien zu ihrem Ausstellungsangebot zur Verfügung. Sei es der Flyer zur Ausstellung, der Audioguide in vielen Sprachen oder die Website der Einrichtung selbst. Oft ist dieses Informationsangebot, das unter dem Leitgedanken kultureller Wissensvermittlung steht, für den Besucher kostenlos.

Gleiches kann auch für die Museumsapp gelten. Bei geförderten Projekte werden die Apps den Interessierten oftmals kostenlos zur Verfügung gestellt, um die Attraktivität des Ortes zu erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist die von Orpheo erstellte App “Museum Land und Leute” des Heimatvereins Lohne. Diese ist durch ein Förderprogramm des Landes Niedersachsen und der Gemeinde Wietmarschen entstanden. Das Ergebnis steht den Besuchern im Emsland kostenlos zum Download zur Verfügung.

#2 Eine Museumsapp muss einen Mehrwert haben

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Die Audioguide-App „Wo ist Walter?“ zum Bauhaus-Jubiläum in Weimar.

Zurück zur Frage nach dem “Muss oder Überfluss”. Das Basisangebot einer Museumsapp ist die klassische Audioführung, aber in digitaler Form. Darüber hinaus bieten Smartphones weitere Möglichkeiten, kulturelle Inhalte zu vermitteln. Hier stellt sich die Frage nach dem Mehrwert, oder einfacher: Was können Apps, was Audioguides nicht können?

Zum einen wäre da die ständige Verfügbarkeit. Audioguides sind immer in einer bestimmten Stückzahl vorhanden, während eine digitale Anwendung beliebig oft heruntergeladen werden kann. Nicht wenige Stadtführungen, Wanderungen oder Führungen im Außenbereich werden bereits als Besucher-App angeboten. Denn da das Angebot ohne Leihgeräte funktioniert, ist der Nutzer nicht an die Öffnungszeiten der örtlichen Touristinformation oder einer anderen Ausgabestelle gebunden.

Ein Praxisbeispiel für einen ständig verfügbaren Audiowalk ist die App “Wo ist Walter?”. Der digitale Stadtspaziergang entstand 2019 zum Bauhaus-Jubiläum in Weimar.

Darüber hinaus bieten Museumsapps stetig wachsende technische Möglichkeiten. Dazu zählen Slideshows, Videos und die Navigation auf interaktiven Karten. Doch auch mit aktuellen Branchenstandards der App-Entwicklung können Museumsapps mithalten: Automatische Auslösung und Bilderkennung, Virtual und Augmented Reality, diverse Social Media-Verknüpfungen – all diese Features können auch für digitale Führungen verwendet werden. Stellt es einen Mehrwert für das Museum dar, mit diesen Medien zu arbeiten, so ist die Museumsapp eine sinnvolle Erweiterung.

#3 Ihre Museumsbesucher sind schon lange App-affin

Modernste Multimediaguides, wie der Orpheo TOUCH, erlauben eine Vielzahl neuer Möglichkeiten.

Für breite Teile der Bevölkerung ist das Smartphone inzwischen ein ständiger Begleiter geworden. Laut Statista waren 2018 rekordverdächtige 57 Millionen Menschen in Deutschland im Besitz eines Smartphones. Unter den 14- bis 49-Jährigen betrug der Anteil überwältigende 95 Prozent. Anzunehmen, dass diese Nutzerinnen und Nutzer mit einer Museumsapp nichts anfangen können, wäre eine klare Fehleinschätzung.

Durch immer bessere Mobilfunkverträge und immer leistungsfähigere Endgeräte stellt sich die Fragen nach Speicherplatz oder mobilem Datenvolumen schon lange nicht mehr. Museen können inzwischen auch in Deutschland problemlos kostenloses, zugangsfreies WLAN anbieten, da es keine Störerhaftung mehr gibt. Ausländische Besucher ohne EU-Roaming sind sogar ganz darauf angewiesen.

Die marktgängigen Endgeräten teilen sich nach wie vor in das iOS- und das Android-Lager – beide Betriebssysteme sind beliebt und verschieden verbreitet (aktuelle Verteilung: Statista). Für die Erstellung einer Museumsapp stellt dies keine Hürde dar. Spezialisierte Anbieter bieten App-Pakete an, die beide Betriebssysteme abdecken, um möglichst viele Besucher zu erreichen.

Museen die ihre digitalen Inhalte nicht zum öffentlichen Download anbieten möchten, greifen auf Multimediaguides zurück. Dabei handelt es sich um spezielle Ausgabegeräte, die in vielfacher Hinsicht ähnliche Eigenschaften wie Smartphones haben. Sie sind jedoch speziell als Ausleihgeräte für Führungen konzipiert. Die Hardware wird häufig auch dann eingesetzt, wenn eine Museumsapp gegen Gebühr an die Besucher gegeben wird.

Übrigens: Eine Museumsapp muss nicht zwangsläufig teurer sein als die Produktion und Anschaffung von Audioguides. Zuvor erwähnte App-Pakete ermöglichen es, bestehendes Framework für Museen zu nutzen und damit kostengünstige Angebote zu gewährleisten.

#4 Die Museumsapp ist eine eigene Publikation

Einige Lösungen bieten Museumsapps in Form von Sammlungen an. Dabei sind verschiedene Institutionen, wie Museen, Ausstellungen oder Stadtführungen als Unterkategorien in einer einzigen App zusammengefasst. Beispielsweise können so alle Museen einer Stadt in einer App durch diverse Unterpunkte eingepflegt werden. Für das Führungsangebot großer Stiftungen oder Tourismusverbände mag dies durchaus Sinn machen. Für einzelne Museen oder Gemeinden hat dieses Prinzip hingegen einige Nachteile.

Da wären einerseits eine gewisse Abhängigkeit von dem Unternehmen, das die App erstellt hat. Nach der Fertigstellung hat das einzelne Museum keine Kontrolle über die Führungen anderer Institutionen in der App (dazu zählen auch die Qualität der Inhalte sowie Nutzerbewertungen). Andererseits erscheint es auch einleuchtend, dass eine App nach ihrer Erstellung an den Auftraggeber übergeben werden sollte. Kulturelle Einrichtungen möchten ihre App als Teil ihres medialen Angebots verstehen. Oft soll die eigene Corporate Identity ins Design (Farben, Logos, …) einfließen. Desweiteren möchten einige Anbieter die Medien ihrer Museumsapp auf dem eigenen Server wissen, was mit einer eigenen App auch umsetzbar ist.

Ein gutes Beispiel dafür sind die verschiedenen Besucher-Apps der Max-Planck-Gesellschaft, welche thematisch, räumlich und sogar gestalterisch voneinander abgegrenzt werden mussten. Verschiedene Orte und Ausstellungen bekamen dazu eine jeweils eigene Applikation.

#5 Das Hosting ist keine Kostenfalle

Durch die stetige Weiterentwicklung der beiden Betriebssysteme Android und iOS müssen Museumsapps regelmäßig gepflegt, also “gehostet” werden. Wichtige Updates stellen einen reibungslosen Betrieb der mobilen Anwendung sicher und schützen sie vor Abstürzen. Manche Museen haben Bedenken, welche Folgekosten mit der Pflege verbunden sind.

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Der Großteil der Bevölkerung nutzt Smartphones – auch beim Musuemsbesuch.

Zunächst: Nicht jede Museumsapp benötigt überhaupt ein Hosting. Anwendungen für temporäre Ausstellungen oder einzelne Veranstaltungen sollten aufgrund der kurzen Zeit ihrer Nutzungsdauer (> 1 Jahr) ohne Hosting auskommen. Ein Praxisbeispiel hierfür ist die App der Fotostiftung Schweiz, die als digitaler Audioguide einer temporären Ausstellung gedacht war.

Doch wie verhält es sich bei Apps, die über mehrere Jahre verfügbar sein sollen? Ähnlich wie physische Geräte benötigen solche Museumsapps eine regelmäßige Wartung. Der Preis für das Hosting sollte einen dreistelligen Betrag nicht überschreiten. Die Kosten sind vergleichbar mit den Wartungs- und Reparaturkosten eines Audioguidesystems.

Bei der Erstellung einer Museumsapp sollte man zudem darauf achten, dass die Kosten für Erstellung und Hosting getrennt voneinander angeboten werden. Das eine sollte nicht vom anderen abhängig sein. Langjährige Hostingverträge sind zwar möglich, jedoch sollten sie kein Muss sein. Denn vielfach möchte der Auftraggeber flexibel über die Nutzungsdauer seiner App entscheiden.

Fazit

Die Museumsapp ist für Anbieter generell weder ein absolutes “Muss” noch ein unnützer “Überfluss”. Bevor eine solche Anwendung erstellt wird, sollte deren Mehrwert für die Besucher geplant und die App entsprechend konzipiert werden. Wenn man sich für dieses neue Angebot im digitalen Zeitalter entschieden und eine Museumsapp erstellt hat, sollte man die Besucher vor Ort proaktiv darauf aufmerksam machen: Aushänge, Werbetafeln, Printmaterial und die Einbindung auf der museumseigenen Website sind hierfür geeignete Mittel.

So beworben, wird eine Museumsapp normalerweise auch von den Besucher gut angenommen und gerne genutzt. Bei der Beauftragung für die App-Erstellung sollte man das Verhältnis zwischen den Kosten für die Erstellung und das anschließende Hosting aufmerksam prüfen. Beachtet man diese Punkte, wird das eigene Museumsapp-Projekt sicher ein Erfolg.

Nützliche Links:

Museumsapps.de: Eine fortlaufenden Liste der Publikationen

Mus.er.me.ku: Kritische Betrachtung von Museumsapps von Angelika Schoder

Osnabrücker Zeitung: Artikel zur App des Heimatvereins Lohne

Orpheo: Blog-Artikel über digitale Inhalte im Museum

Statista: Statistik zur Smartphonenutzung in Deutschland

Statista: Verbeitung der Betriebssysteme Android und iOS in Deutschland

Verbraucherzentrale: Schutz für WLAN-Betreiber

 


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